Während sich amerikanische und iranische Unterhändler auf ein Treffen am Freitag und Samstag in Zürich vorbereiteten, hat sich in Washington der Kampf um die richtige Vorgehensweise im Atomstreit mit Teheran zugespitzt. Präsident Obama bekämpft die Bestrebungen im Kongress, Iran mit neuen Sanktionen zu bedrohen, weil dies den ohnehin schwierigen Verhandlungsprozess gefährden könnte. Nachdem Obama kürzlich den britischen Premierminister Cameron als «Kronzeugen» für seine Haltung eingespannt hatte, schlug der republikanische Speaker des Repräsentantenhauses, Boehner, mit einer eigenen Einladung an einen ausländischen Regierungschef zurück.
Gespaltenes Israel
Boehner bot dem israelischen Regierungschef Netanyahu an, vor dem Kongress zu den Bedrohungen zu sprechen, die der islamistische Extremismus und Iran darstellten. Er tat dies, wie Sprecher des Weissen Hauses und des Aussenministeriums bestätigten, ohne Rücksprache mit der Administration Obama. Und er tat dies mit Sicherheit in der Annahme, dass Netanyahu den Kongress zu einer härteren Linie gegenüber Teheran aufrufen würde. Allerdings wurde gleichzeitig bekannt, dass der israelische Geheimdienst Mossad im Gegensatz zu Netanyahu mit Obamas Einschätzung übereinstimmt, wonach eine neue Sanktionsdrohung des Kongresses die Verhandlungen zwischen Teheran und den fünf ständigen Sicherheitsratsmitgliedern sowie Deutschland (P5+1) torpedieren würden.
Obama hat im Kongress nicht nur mit republikanischen Gegnern seines Iran-Kurses zu kämpfen, sondern auch mit «Dissidenten» in den eigenen, demokratischen Reihen. Der frühere Vorsitzende des aussenpolitischen KomiteesMenendez meinte entsetzt, die Argumentation des Weissen Hauses höre sich immer mehr an, als folge sie einer Vorlage aus Teheran. Zusammen mit seinem republikanischen Amtskollegen Kirk arbeitet Menendez an einer Gesetzesvorlage, die automatisch neue Sanktionen vorsieht, falls die Verhandlungen scheitern. Dies, so unterstrichen zwei hohe Vertreter der Administration Obama am Mittwoch in Hearings im Senat, könnte Teheran aber dazu bringen, den Verhandlungsprozess abzubrechen. Die Aussenminister Frankreichs, Grossbritanniens und Deutschlands sowie die Aussenbeauftragte der EU, Mogherini, pflichteten dieser Haltung in einem Gastbeitrag in der «Washington Post» vom Donnerstag bei.