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Spiegel| Iranische Frauen beim Motocross….. Roooooar!

Frauen in Iran ist es verboten, in der Öffentlichkeit Motorrad zu fahren. Doch ohne ihre Maschine könnte Behnaz Shafiei nicht leben. Also kämpfte die 26-Jährige für ihren Traum – wie diese Bilder zeigen.

Iranische Frauen beim Motocross: Roooooar!

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ARD| Iran / Schwangerschaftsabbruch – 01.02.2015

Im Iran begehren immer mehr junge Menschen gegen Tradition und Doppelmoral auf, es gibt mehr Scheidungen und auch die Zahl der illegalen Abtreibungen steigt drastisch, wie Reinhard Baumgarten berichtet

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Diese Frau bricht die Scharia in einer Moschee

Was Frauen, die in der iranischen Öffentlichkeit singen, blühen kann, haben wir zuletzt bei der Aktion der #happyiranians gesehen. Die Moralpolizei achtet stets drauf, dass die vorgesehenen Gesetze, die den gesellschaftlichen Verfall verhindern sollen, eingehalten werden. Frauen ist es nicht erlaubt, öffentlich zu singen. Also nicht solo, im Chor oder als Background geht schon. Und das wahnsinnige, das bei mir am ganzen Körper Gänsehaut auslöst, ist, dass diese Lady nicht nur in der Öffentlichkeit singt, sondern auch noch in einer Moschee. Die Reaktion des Aufsehers vor Ort war wohl ziemlich lässig. Er hat wohl abgewartet bis sie fertig war mit dem Gesang, um sie darauf hinzuweisen, dass das Singen für Frauen in der Moschee verboten ist. Sie wiederum fragte, ob sie es ein letztes Mal probieren dürfte und er erwiderte mit einem Augenzwinkern “Aber ein letztes Mal”.

Quelle:  – Blogrebellen

Deutschlandradio| MAHDIEH MOHAMMADKHANI: Verbotene Stimme aus dem Iran

Von Bamdad Esmaili

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Die iranische Musikerin Mahdieh Mohammadkhani mit dem Dastan Ensemble
Die iranische Musikerin Mahdieh Mohammadkhani mit dem Dastan Ensemble während ihres Kölner Konzerts. (Foto: Bamdad Esmaili)

Frauen dürfen im Iran nicht in der Öffentlichkeit singen. Das strikte Gesangsverbot gilt sogar für traditionelle Musik. Mahdieh Mohammadkhani ist im Iran durch das Internet trotzdem zum Star geworden. Die Newcomerin ist das neue Gesicht der traditionellen iranischen Musik.

Mahdieh Mohammadkhani ist grade mal 28 Jahre jung, doch als Sängerin erlebte sie schon nach zwei Jahren ihren Durchbruch. Im Iran ist die Newcomerin die zur Zeit wohl angesagteste Sängerin für traditionelle iranische Musik. Und das obwohl es in dem Land Frauen verboten ist, öffentlich zu singen, seitdem die islamische Religionsführer vor gut 36 Jahren die Macht übernahmen.

Das Gesangsverbot ist eigentlich untypisch für den Iran, denn historisch gab es vor der islamischen Revolution immer wieder Frauen, die als Sängerinnen in Erscheinung traten. Für Mahdieh Mohammadkhani bedeutete das Verbot, dass sie sich erst mit 22 Jahren entschloss, eine Karriere als Sängerin einzuschlagen.

„Das Singen war schon immer meine große Liebe. Es hat mich seit meiner Kindheit unbewusst begleitet. Ich erinnere mich, dass es mein erster Berufswunsch als Kind war, vielleicht mit vier oder fünf Jahren, Sängerin zu werden. Mit 20 habe ich mich nochmal an meinem Kindheitstraum erinnert und dachte, vielleicht kann ich ja diesen Traum verwirklichen.“

Die Musterschülerin studiert aber zunächst Architektur. Erst als Mahdieh Mohammadkhani das Studium abschließt, beginnt sie in Teheran damit, Gesangsunterricht zu nehmen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es auch Kurse für Frauen gibt, die dort traditionelle persische Musik singen. Aber in der Akademie entdeckte ich einen Kurs. Von der ersten Stunde an fühlte ich mich magisch angezogen. Diesen Gesangskurs besuche ich bis heute.“

In der Gesangslehre von Mohammad Reza Shajarian

Dort wurde Mahdieh Mohammadkhani mit allen „Dastgah´s“ – den Modi der traditionellen iranischen Musik – vertraut gemacht. Zudem erkannte der renommierten Sänger und Musiklehrer Mohammad Reza Shajarian ihr Talent . Er nahm sie in seinen begehrten Gesangs-Kursen auf. Im vergangenen Jahr schaffte Mohammadkhani mit ihrem Debütalbum „Darya Del“ und den Song „Khooshe chin“ den Durchbruch und wurde prompt zum Liebling von Fans der traditionellen iranischen Musik.

Öffentliche Konzerte darf Mahdieh Mohammadkhani wegen des Gesangsverbots im Iran bis heute nicht geben. Dennoch sorgte kürzlich ein Video im Netz für Aufregung. In dem Film war ein Auftritt der Sängerin mit dem Ensemble „Mah“ und dem Komponisten Majid Darakhshani in Teheran zu sehen. Im Beisein des iranischen Kulturministers. Die Nachricht verbreitete sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer: Zum ersten Mal seit 36 Jahren, traute sich eine Sängerin, das Tabu zu brechen. Mahdieh Mohammadkhani wurde im Netz als Heldin gefeiert. Doch die Meldung erwies sich schnell als falsch.

„Ich frage mich immer noch, wer dieses Gerücht verbreitet hat. Denn es war nicht so. Wir haben für eine gemeinnützige Organisation ein kostenloses, privates Konzert gegeben. Da wurde auch das Video aufgenommen. Danach wurde dieses Gerücht verbreitet“

Kritiker werden eingeschüchtert

Über das Gesangsverbot spricht Mahdieh Mohammadkhani noch immer nur sehr vorsichtig. Denn die Regierung in Teheran nutzt jede Gelegenheit, um ihre Kritiker einzuschüchtern. Erst vor Kurzem wurde Mohammadkhanis Förderer, der Musiker Majid Derakhshani, am Flughafen an der Ausreise gehindert. Sein Pass wurde ihm abgenommen. Eine offizielle Begründung gab es nicht, aber der Verdacht liegt nahe, dass das Regime Derakhshanis Engagement für iranische Sängerinnen bestraft.

Immer wieder hat er sich kritisch in ausländischen Medien über die Lage weiblicher Musikerinnen im Iran geäußert. Derakhshani hat außerdem eine Band gegründet, in der nur Frauen spielen. Tar-Spieler Hamid Motebassem, der lange in Deutschland gelebt hat, ist zur Zeit mit seinem Ensemble Dastan gemeinsam mit Mahdieh Mohammadkhani auf Europatour.

Hamid Motebassem: Sie hat eine sehr saubere Stimme, die Intonationen sind perfekt. Und das ist eine Schande für eine Nation, dass die Frauen still bleiben müssen. Aber indem wir mit einer Sängerin arbeiten, fördern wir auch die Frauen im Iran.“

Mahdieh Mohammdkhani ist trotz des Gesangsverbotes zum neuen Star der persischen Musikszene geworden. Weil sie keine CDs verkaufen darf und ihre Musik auch nicht im Radio gespielt wird, wurde sie vor allem dank des Internets und ihrer Musikvideos im Iran bekannt. Um ein weiteres Zeichen gegen die Unterdrückung iranischer Künstlerinnen zu setzen, hat die junge Frau vor kurzem das Frauen Ensemble „Shahnava“ gegründet. Ihr größter Wunsch? In ihrer Heimat aufzutreten.

„Ich glaube, jede Frau wünscht sich das. Dass sie frei und ungehemmt das, wofür ihr Herz schlägt, was ihre größte Leidenschaft im Leben ist, ausüben kann. Mir geht es genauso. Ich wünsche mir, dass ich eines Tages im Iran singen darf und jeder diese klassische iranische Musik hören kann.“

Am Sonntag, dem 18. Januar 2015, singt Mahdieh Mohammadkhani mit dem Dastan Ensemble ab 18:00 Uhr live in Münster.

Quelle: Deutschlandradio

Ein Steilpass in die Tiefe des Sports: Volleyballkrieg

Der Iran sperrt Frauen im Sport aus und sogar ein. Sanktionen gibt es aber nur im kleinen Rahmen. Der Iran wittert eine internationale Verschwörung, kritisiert auch die kritische Haltung von Österreich.

 (Die Presse)

Der Internationale Volleyballverband (FIVB) hat in dieser Woche eine große Chance ausgelassen, hat den Ball einfach ins Netz geschlagen, statt ein noch deutlicheres Zeichen zu setzen. Der Kontrahent heißt seit Wochen Iran, im Volleyball eine große Nummer, in der Welt des Sports aber ein Problemkind. Es geht konkret um die Diskriminierung von Frauen, denn in der Islamischen Republik ist ihnen der Besuch von Fußballspielen verboten. Aber auch Volleyballspiele der Herren dürfen nicht besucht werden.

Der Versuch einer jungen Frau, Ghontscheh Ghawami, sich dem zu widersetzen, hat zur Inhaftierung geführt. Sie war in Einzelhaft, nach Angaben ihres Anwalts wurde sie inzwischen zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Da ihr das Urteil noch nicht zugestellt wurde, ist Ghawami in Hungerstreik getreten.

Der Internationale Volleyballverband hat dagegen lautstark protestiert, einen Brief an den iranischen Präsidenten geschrieben, Menschenrechtsorganisationen fordern ihre Freilassung. Wobei der Präsident des iranischen Volleyballverbandes, Reza Davarzani, sagt, Ghawamis Fall habe nichts mit Volleyball zu tun und es unfair sei, „eine Verbindung zwischen einer nicht sportbezogenen Aktivität und unserem Sport herzustellen“. Die offizielle Begründung lautet nun: „Sie hatte Kontakte mit iranischen Oppositionskreisen und wurde daher wegen Propaganda gegen das Establishment angeklagt.“

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Frauenrechte in Afghanistan: Anlass zur Hoffnung

Trotz vieler Defizite ist für Frauen in Afghanistan in den vergangenen Jahren viel erreicht worden. Es ist jedoch fraglich, ob diese Errungenschaften auch nach 2014 bewahrt und ausgebaut werden können. Von Gabriel Dominguez

Auf dem Gebiet der Frauenrechte hat Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes 2001 große Fortschritte gemacht. Die Gleichheit von Mann und Frau ist in der Verfassung festgeschrieben. Mehr als 2,8 Millionen Mädchen gehen zur Schule, Frauen stellen knapp 30 Prozent der Abgeordneten in der Nationalversammlung.

Die ehemalige Regierung Karzai hatte das internationale Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW) unterzeichnet und 2009 das afghanische Gesetz über die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen in Kraft gesetzt. Letzteres stellt nicht nur Vergewaltigung, Misshandlung und andere Gewaltanwendung gegen Frauen unter Strafe, sondern beispielsweise auch Zwangsheiraten, Kinderehen, den Kauf beziehungsweise Verkauf von Frauen zur Streitschlichtung.

Gesetze sind eine Sache, eine andere ist ihre Verwirklichung im Alltag. Hier setzt die Kritik von UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay an. Sie bilanzierte im Dezember 2013, dass das Gesetz über Gewalt gegen Frauen nur zäh und stockend umgesetzt werde. Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte seien zurückhaltend bei der Anwendung der gesetzlichen Instrumente zum Schutz der Frauen.

Täter können auf „verständnisvolle Justiz“ rechnen

Die Strafverfolgungsbehörden griffen häufig zum Instrument der Schlichtung, anstatt die vorhandenen gesetzlichen Möglichkeiten zum Schutz der Frauen auszuschöpfen, sagen Kritiker wie Sari Kuovo vom Afghanistan Analysts Network. „Die Täter erhalten die Gerechtigkeit, die sie selbst für richtig halten, vorausgesetzt, sie haben die richtigen Beziehungen und Telefonnummern.“ Die Expertin spricht von einer „korrupten und von der Politik abhängigen Justiz“.

Der ehemalige afghanische Präsident Hamid Karzai; Foto: Reuters

Erster Schritt zur Stärkung der Frauenrechte: Das vom früheren Präsidenten Hamid Karzai 2009 erlassene Gesetz zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen stellte erstmals Vergewaltigung, Gewalt in der Familie und Zwangsheirat unter Strafe.

Das Parlament verabschiedete einen Gesetzentwurf, der es Zeugen praktisch verbietet, gegen Verwandte auszusagen, die wegen Gewalt oder sonstiger Vergehen gegen Frauen vor Gericht stehen. Erst nach internationaler Kritik an dem „Anti-Frauen-Gesetz“ ordnete der frühere Präsident Karzai Änderungen an dem Gesetzentwurf an.

„Diskriminierende Praktiken“

Obwohl sich der Westen beim Sturz der Taliban auch die Frauenrechte auf die Fahnen geschrieben habe, bleibe Afghanistan eine patriarchalische Gesellschaft, konstatiert Sari Kuovo. „Die Entscheidungen über das Leben der Frauen hängt weitgehend vom Willen der Väter und Ehemänner ab“, so Kuovo. Ihre Einschätzung entspricht derjenigen von Phumzile Mlambo-Ngcuka, Executive Director der Organisation UN Women.

Sie sieht Frauen in Afghanistan auf allen Gebieten im Hintertreffen, ob Bildung, Arbeitsmarkt oder Politik, Grund seien „weit verbreitete diskriminierende kulturelle Praktiken.“ Der Südafrikanerin zufolge sind fast 90 Prozent aller Afghaninnen Opfer von Gewalt geworden, wobei Gewalt physisch, psychisch, sexuell, wirtschaftlich oder gesellschaftlich aufgefasst wird. In jüngster Zeit seien Morde und Drohungen gegen hochrangige afghanische Regierungsmitarbeiterinnen hinzugekommen.

Errungenschaften in Gefahr

Rula Ghani; Foto: Esmat Mohib

Hoffnungsträgerin Rula Ghani? Nach der Präsidentschaftswahl vom vergangenen September zieht mit Rula Ghani erstmals seit Langem wieder eine First Lady in den afghanischen Präsidentenpalast, die ihre Rolle selbstbewusst ausfüllen will. Ihr Interesse gilt insbesondere den Frauen- und Kinderrechten in Afghanistan.

VICE| DIE MODE-RENAISSANCE DES IRAN

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Vor der Islamischen Revolution im Iran 1979 musste niemand das islamischen Vorschriften entsprechende Gewand, auch als Hidschab bekannt, tragen. Die Mode im Iran unterschied sich kaum von dem, was die Menschen in Europa oder den USA trugen. Nach der Revolution wurde der Hidschab jedoch gesetzlich vorgeschrieben.

Obwohl der gewöhnliche schwarze Hidschab besonders in ländlichen Gegenden noch weit verbreitet ist, gibt es aktuell eine Fashion-Renaissance im Iran und Städte wie Teheran werden zur Heimat von jungen und innovativen Designern. Die Kleidung muss zwar immer noch islamischen Vorschriften entsprechen, doch so strahlende Farben und Designs zu zeigen, wäre vor zehn Jahren im Iran gar nicht denkbar gewesen.

Letzten Sommer hat VICE in Teheran die dritte jährliche Fajr Fashion Show besucht und mit einigen der neuen iranischen Designer gesprochen. Die höchsten Vertreter des Landes hatten eine Genehmigung für die Show erteilt und saßen alle in der ersten Reihe, um ihre Unterstützung kundzutun. Und um sicherzugehen, dass die Models sich an das Gesetz hielten.

Leipzig| Dokumentarfilm „No Land’s Song“: Gegen die Zensur ein Solo singen

Beyoncé tut es, Lady Gaga tut es und Helene Fischer tut es auch. All diese Frauen stehen auf der Bühne und singen. Soweit, so normal. Doch dass Frauen auf der Bühne etwas solistisch vortragen, das ist in anderen Ländern gar nicht so normal.
Ayat Najafi bei mephisto97.6
Ayat Najafi – der Regisseur des Films „No Land’s Song“.
Felicitas Förster
30.10.2014 – 16:39
  Kultur

„No Land’s Song“: 30. Oktober, 22.15 Uhr, Cine Star 4; 31. Oktober, 17 Uhr, Schaubühne Lindenfels; 1. November, 10.45 Uhr, Cine Star 4. Weitere Informationen auf der Webseite des DOK Leipzig .

Im Iran ist es Frauen untersagt, öffentlich solistisch zu singen. Sängerinnen haben es dort dementsprechend schwer. Von der Unterdrückung der weiblichen Stimme handelt der Dokumentarfilm “No Land’s Song”. Er begleitet eine junge Komponistin, die ein besonderes Konzert auf die Beine stellen will. Besonders deshalb, weil bei dem Konzert nur Frauen singen sollen. Der Film ist im Rahmen des DOK-Festivals nun auch in Leipzig zu sehen. Die Regie geführt hat Ayat Najafi. Er ist in Teheran aufgewachsen und lebt mittlerweile in Berlin.

Ayat Najafi im Gespräch mit mephisto97.6-Moderatorin Anne Eichhorn

In „No Land’s Song“ begleitest du eine Komponistin, die ein Konzert organisieren will, bei dem Frauen solistisch singen sollen. Diese Komponistin heißt Sara Najafi und ist keine Geringere als deine Schwester. Was hast du gedacht, als deine Schwester dir von ihrem Vorhaben erzählt hat?

Es ist besser zu sagen: Wir haben diese Idee zusammen entwickelt. Wir beide wollten dieses Konzert machen und ich habe gedacht, dass man mit einem Film dieses Konzert unterstützen kann. Wir haben also gleichzeitig angefangen. Sie hat sich um die Musiker gekümmert und auch um die Zensur, also um die gesamte Organisation des Konzertes. Ich wiederrum habe versucht, mit dem Film diese Geschichte zu erzählen.

Die Kamera war also von Anfang an dabei. Wie haben sich denn die Dreharbeiten gestaltet?

Wir hatten zwei Pläne. Der erste Plan war, alles mitzunehmen, was passiert. Das heißt, wir mussten immer bereit sein. Manchmal musste Sara sofort ins Kulturministerium kommen und da blieb uns nichts anderes übrig, als auch sofort aufzubrechen. Diese Situationen konnte man nicht planen. Der zweite Plan war unser Drehbuch. Dabei haben wir einige Momente geplant, zum Beispiel in das alte Theater oder in den Musikladen zu gehen und damit ein Bild von der Musikszene im Iran zu zeigen. Natürlich haben wir auch die Proben für das Konzert geplant, die in Teheran und in Paris stattfanden.

Gab es denn größere Einschränkungen, mit denen ihr während der Arbeit zurechtkommen musstet?

Also eigentlich kann man überall drehen. Aber man muss wissen, wie. Ich kann aber leider nicht meine Tricks verraten. Wenn ich das sagen würde, könnte ich nicht mehr im Iran arbeiten. Also tatsächlich durften wir nur im Kulturministerium nicht drehen, aber das darf man ja in Deutschland auch nicht. Etwas anderes war viel wichtiger: Die Leute wussten nicht immer, dass wir filmen, obwohl wir es ihnen hätten sagen können. Aber sie hätten sich dann anders verhalten. Sie hätten sich mehr kontrolliert und politisch korrekt gesprochen. Jetzt im Film sprechen sie frei, ohne Selbstzensur. Sie sagen einfach, was sie wollen.

Für welches Publikum ist der Film bestimmt?

Wir können den Film im Iran nicht zeigen. Er ist also für ein internationales Publikum bestimmt. Das können auch Iraner sein. Ehrlich gesagt: Wer geht denn schon ins Kino, um einen Dokumentarfilm zu sehen? Es ist im Iran genau so wie in Deutschland: Es gibt nur wenige Leute, die sich Dokumentarfilme anschauen. Es gibt natürlich diese Möglichkeiten wie das DOK Leipzig, bei dem man viele Zuschauer für den Dokumentarfilm gewinnen kann. In Teheran gibt es auch so ein Festival. Aber „No Land’s Song“ ist eigentlich nicht für den Iran bestimmt. Meine Hoffnung ist, dass die Iraner später den Film auf DVD sehen können oder dass er in einem Fernsehsender läuft, den man auch im Iran sehen kann. Genau so wie bei „Football undercover“, meinem ersten großen Film. Den kennen auch einige Menschen im Iran.

Du hast dich früh für Schauspiel interessiert, später hast du Bühnenbild studiert. Deine Schwester ist Komponistin. Kommt ihr denn auch einer Künstlerfamilie?

Ja. Mein Vater ist Architekt und ein großer Filmliebhaber und meine Mutter ist Musikerin.

Das heißt, die Kunst hat immer eine große Rolle bei euch in der Familie gespielt?

Sie hat eigentlich die einzige Rolle in unserer Familie gespielt.

Mit neunzehn Jahren hast du eine Jugendtheatergruppe in Teheran gegründet. Wie hat das funktioniert?

Das war sehr schwierig. Aber man muss wissen, dass die Kulturszene im Iran sehr aktiv und dynamisch ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Position des Kulturministeriums und der offiziellen Position der Kunst im Iran. Was wir in der Universität lernen, darf man im Iran eigentlich nicht machen. Wir lernen nichts über die Zensur, sondern wir machen, was wir wollen. Es gibt natürlich einen Untergrund und es gibt die Berge. Ich habe alle meine Proben in den Bergen gemacht. Da kommt niemand, um uns zu beobachten. Auch die meisten unserer Aufführungen fanden im Untergrund statt oder zuhause oder in kleinen Ateliers in der Uni. So haben wir gelernt. Seit den fünfziger Jahren herrscht ja im Iran die Diktatur. Erst war es die Diktatur des Shahs, dann die Diktatur der Mullahs. Beide haben ihre Regeln, aber die Künstler haben sich trotzdem durchgesetzt. Man sieht iranische Filme im Ausland, man sieht iranisches Theater und man hört iranische Musik … Die iranischen Künstler haben es geschafft, auf diese internationale Ebene zu kommen.

Eure Dozenten haben euch also empfohlen, in den Untergrund zu gehen?

Klar. Die haben das selber gemacht. Die meisten haben auch im Ausland studiert und sind dort mit internationalen Künstlern in Kontakt gekommen. Es gibt auch sehr viele Austauschprojekte. Das Theaterfestival in Teheran ist sehr aktiv. Dort kommen unter anderem viele Theatergruppen aus Deutschland hin. Auch die Staatstheater, wie zum Beispiel das Berliner Ensemble, kommen nach Teheran und machen Projekte mit iranischen Künstlern. Also diese Dynamik gibt es. Aber die Zensur gibt es natürlich auch. Das ist ein alter Kampf.

Was könnt ihr mit eurer Kunst erreichen, wenn sie versteckt bleiben muss?

Das ist nicht alles versteckt. Die Theaterszene in Teheran ist groß. Wenn man in Teheran ins Theater gehen will, muss man sich erst mal fragen, wohin man will, denn es gibt sehr viel. Wir Künstler lernen im Untergrund, aber später spielen wir vor Publikum. Wir benutzen die Spielräume. Viele iranische Filmer, die im Ausland erfolgreich sind, sind auch offiziell im Iran in den Kinos, wie „Nader und Simin, eine Trennung“ von Asghar Farhadi, der bei der Berlinale den Goldenen Bär gewonnen hat und später den Oscar. Dieser Film hat einen riesigen Erfolg im Iran und er läuft dort in der gleichen Fassung wie in Deutschland. Was ich sagen will: Es gibt Spielräume, die die Künstler nutzen können. Aber ich war nie jemand, der diese Spielräume benutzen wollte. Deswegen habe ich den Iran verlassen. Jetzt versuche ich, freier zu arbeiten und das internationale Publikum anzusprechen.

Wie steht denn das iranische Publikum der Kulturpolitik der Regierung gegenüber?

Dafür ist die letzte Szene in meinem Film ein gutes Beispiel. Dort sieht man, wie stark das Publikum im Iran so ein Projekt unterstützt.

Quelle: mephisto 97.6 – Lokalradio der Universität Leipzig

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Moderatorin Anne Eichhorn im Gespräch mit Ayat Najafi, Teil 1
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Moderatorin Anne Eichhorn im Gespräch mit Ayat Najafi, Teil 2

TA| Scheidung auf Persisch

Iranische Frauen werden selbstbewusst: Sie trennen sich von ihren Männern und feiern das ganz offen.

Das Selbstverständnis der Iranerinnen hat sich in den vergangenen Jahren verändert: Frauen in der Hosseyniyeh Ershad Moschee in Teheran. (Archivbild)

Das Selbstverständnis der Iranerinnen hat sich in den vergangenen Jahren verändert: Frauen in der Hosseyniyeh Ershad Moschee in Teheran. (Archivbild) Bild: Keystone

Iraner haben einen Hang zur sorgsam gepflegten Melancholie. Aber sie feiern auch gern, die unfrommen Partys der Besserverdienenden von Teheran sind so legendär, wie sie bei den Sittenwächtern der Islamischen Republik verrufen sind. Nun müssen die obersten Geistlichen sich noch mehr grämen: Iranische Frauen trennen sich immer häufiger von ihren Ehemännern und schmeissen zur Feier des ersten Tages ohne Gatten auch noch ausgelassene «Scheidungspartys». «Satanisch» war das Einzige, was einem der Islamgelehrten zu der Tatsache einfiel, dass die Frauen im schiitischen ­Gottesstaat auch im Eheleben eigene Wege gehen und diese nicht den Vorstellungen der Männer entsprechen.

Die Scheidungsrate ist auf 20 Prozent gestiegen in einem Staat, in dem die Ehe die einzige rechtmässige Form von Partnerschaft ist, die Lebensgemeinschaft häufig von den Eltern arrangiert wird und die Regierung eine hohe Kinderzahl «im Interesse der starken Nation» ein­fordert.Scheidung auf Wunsch der Frau ist da nicht gern gesehen.

Dass dennoch immer mehr Frauen aus der Ehe flüchten und den Abschied auch noch feiern, zeigt: Das Selbstverständnis der Iranerinnen hat sich in den vergangenen Jahren verändert. An den Unis sind 60 Prozent der Studenten Frauen, im Arbeits- und Geschäftsleben spielen sie eine andere Rolle als in betont konservativen Gesellschaften wie Saudiarabien, Kuwait oder Jordanien: Viele Iranerinnen sind finanziell nicht mehr so abhängig von ihren Ehemännern. «Früher heiratete die Frau und fügte sich», zitiert die Agentur Reuters einen Soziologen. «Heute geht sie, wenn sie unglücklich ist.»

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Iran-Wahl: Frauen dürfen nicht kandidieren

Der Wächterrat erklärt es für unzulässig, dass Frauen Präsidenten werden. Ob Ex-Präsident Rafsanjani zur Wahl zugelassen wird, ist offen.

 

Im Iran haben sich 686 Personen als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 14. Juni beworben – darunter auch 30 Frauen. Bis Dienstag wird der Wächterrat die endgültige Liste der Zugelassenen verkünden. Dass keine Frau darunter sein wird, gilt jetzt schon als sicher. So erklärte ein Mitglied des Rates am Freitag im Ö1-„Mittagsjournal„, Frauen sei es nicht erlaubt, Präsidentin des Iran zu werden.

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Quelle: DIEPRESSE

 

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