Archiv der Kategorie: Afghanistan

Afghanen bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützen| Patenschaft der Bundeswehr

FREIWILLIGES PATENSCHAFTSPROGRAMM DER BUNDESWEHR IN AFGHANISTAN

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat am 19. Januar in einem offenen Brief an die Soldatinnen und Soldaten für das Patenschaftsprogramm der Bundeswehr für ehemalige afghanische Ortskräfte geworben. Mit der Übernahme einer freiwilligen Patenschaft können Angehörige der Bundeswehr die Afghanen bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützen.

Deutscher Soldat mit afghanischen Soldaten und SprachmittlerHilfe für Afghanen – als Ausbilder vor Ort und als Pate in Deutschland. (Quelle: Bundeswehr/Stollberg)

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat am 19. Januar in einem offenen Brief an die Soldatinnen und Soldaten für das Patenschaftsprogramm der Bundeswehr für ehemalige afghanische Ortskräfte geworben. Mit der Übernahme einer freiwilligen Patenschaft können Angehörige der Bundeswehr die Afghanen bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützen.

Deutsche Soldaten mit Einheimischen und einem Sprachmittler

Mit der Übernahme einer freiwilligen Patenschaft können Angehörige der Bundeswehr die Afghanen bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützen. (Quelle: Bundeswehr/Wilke)Größere Abbildung anzeigen

Von der Truppenreduzierung in Afghanistan sind viele Ortskräfte betroffen, die im Land für die Bundeswehr, das Bundesinnenministerium des Innern, das Auswärtige Amt sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dessen Durchführungsorganisationen (GIZ, KfW) gearbeitet haben. Lies den Rest dieses Beitrags

Afghanistan – Im Land der Taliban [Doku deutsch 2014]

Dokumentation 2014, Wenn Sie gerne Dokumentationen Sie in den besten Platz sind, ist dies der Kanal für Sie! Abonnieren und auf dem Laufenden halten mit groß.

Der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan wird 2014 vollzogen sein. Über 3000 Soldaten verloren ihr Leben. Die ISAF hinterlässt ein Land am Rande.

Kino| SPLITTER Afghanistan

SPLITTER AFGHANISTAN erzählt fragmentarisch Geschichten zärtlicher Nähe und existentieller Not.

plakat

Im Museum von Kabul versuchen afghanische Archäologen Splitter von jahrtausendealten Kunstwerken zusammenzusetzen, zertrümmert von den Taliban. Unwirklich wirkt dieser Versuch. Straßenszenen der zerstörten Stadt verwirren uns zwischen Neugier und Entsetzen. Das Elend des mehr als dreißig Jahre dauernden Krieges wird lebendig und tut weh.

Doch dann kommt ein Ort der Hoffnung und Hilfe. Unser Erschrecken weicht der Überraschung. Verletzte Menschen, körperliche Not, bein- und armamputierte Männer, Frauen und Kinder werden versorgt. Nicht nur mit Prothesen und Rollstühlen, auch mit Lernangeboten. Freundlich wirkt es hier, fröhlich und auch hoffnungsvoll lebendig – im Orthopädischen Zentrum, Herz des Roten Kreuzes in Kabul. Alberto, der enthusiastische Klinikchef, will an ein Wunder glauben, als es gelingt einen kleinen Jungen – Sher Achmad – zurück ins Leben laufen zu sehen. Wir reisen mit ihm in sein südafghanisches Dorf an der pakistanischen Grenze.

Der Film bringt uns Kriegsverletzte nah in ihrer beeindruckenden Überlebenskraft.

SPLITTER AFGHANISTAN ist nach TEXAS KABUL und MEIN HERZ SIEHT DIE WELT SCHWARZ der letzte Teil einer Afghanistan-Trilogie von Helga Reidemeister.

Kinostart: 22.1.2015

Deutschland| 202.834 Asy­lan­trä­ge im Jahr 2014

Im Jahr 2014 wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge insgesamt 202.834 Asylanträge gestellt, 75.811 mehr als im Vorjahr

Dies bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um etwa 60 Prozent.

Allein ca. 41.000 Asylbewerber kamen aus Syrien; das waren 20 Prozent aller Asylanträge. Im Regelfall sind diese Menschen in Deutschland nach Abschluss des Asylverfahrens auch schutzberechtigt.

Unter den zehn Hauptherkunftsländern finden sich zudem fünf aus der Balkanregion: Serbien, Kosovo, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Albani-en. Etwa 30 Prozent aller Asylbewerber kamen aus diesen Ländern. In aller Regel erhielt dieser Personenkreis jedoch keinen Flüchtlingsschutz, da die dafür erforderlichen Voraussetzungen regelmäßig nicht vorlagen.

Insgesamt 33.310 Personen erhielten im Jahr 2014 die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Konvention (25,8 Prozent aller Asylbewerber). Zudem erhielten 5.174 Personen (4,0 Prozent) subsidiären Schutz nach § 4 Absatz 1 des Asylverfahrensgesetzes und 2.079 Personen (1,6 Prozent) Ab-schiebungsschutz gemäß § 60 Abs. 5 oder 7 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes.

Zu der Entwicklung der Asylbewerberzahlen erklärt Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière:

„Mit über 202.000 Asylanträgen haben wir im vergangenen Jahr die bislang vierthöchste Zahl von Asylbewerberzugängen erreicht, die je in Deutschland verzeichnet worden ist. Auch im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedstaaten weist unser Land erneut mit deutlichem Abstand die höchsten Asylbewerberzahlen auf.

Die stetig steigenden Asylzahlen stellen uns vor enorme Herausforderungen, die nur durch ein gesamtgesellschaftliches Zusammenwirken zu bewältigen sind. Die Bundesregierung hat bereits verschiedene Maßnahmen zur Entlastung von Ländern und Kommunen sowie zur Beschleunigung der Asylverfahren ergriffen. Insbesondere sind das Personal beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erheblich aufgestockt sowie den Ländern und Kommunen Zusagen für umfangreiche finanzielle Unterstützungen durch den Bund gegeben worden.

Die immer größer werdenden Flüchtlingsströme und das damit verbundene Leid der verfolgten Menschen können uns nicht gleichgültig lassen. Ich bin stolz auf die vielfach gezeigte Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes. Unser Asylrecht bietet allen Menschen Schutz, die wegen politischer, rassistischer oder religiöser Verfolgung ihr Heimatland verlassen oder infolge eines Bürgerkriegs fliehen mussten. Eine verantwortungsvolle Zuwanderungspolitik kann aber die Tatsache nicht ignorieren, dass auch zahlreiche Menschen Asyl beantragen, die in ihren Heimatländern nicht verfolgt werden, nicht als schutzbedürftig anerkannt werden können und daher unser Land wieder verlassen müssen.“

Die Zahlen im Einzelnen:

I. Gesamtes Jahr 2014

In Jahr 2014 haben insgesamt 202.834 Personen in Deutschland Asyl bean-tragt, darunter 173.072 als Erstanträge und 29.762 als Folgeanträge. Gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr (127.023 Personen) bedeutet dies eine Erhöhung um 75.811 Personen (59,7 Prozent).

Die Entwicklung differenziert nach Monaten und im Vergleich zum Vorjahr verlief wie folgt:

2013 2014
Asylanträge davon

Erstanträge

Asylanträge davon

Erstanträge

Jahr 127.023 109.580 202.834 173.072
Januar 8.186 7.332 14.463 12.556
Februar 6.636 5.806 11.220 9.828
März 6.295 5.579 11.280 9.839
April 8.557 7.541 11.503 10.199
Mai 8.358 7.477 12.457 11.160
Juni 9.510 8.408 11.019 12.077
Juli 11.063 9.516 19.431 16.191
August 11.177 9.502 17.695 15.138
September 13.752 11.461 19.043 16.214
Oktober 15.251 12.940 21.279 18.415
November 14.147 12.130 22.075 18.748
Dezember 11.028 9.218 20.384 17.059

(Durch nachträgliche Berichtigungen weichen die Gesamt-Jahreszahlen von den Additionen der Monatszahlen ab) Lies den Rest dieses Beitrags

RBB| Ein afghanisher Flüchtling und sein ehrenamtlicher Vormund

Der afghanische Flüchtling Qasem und sein ehemaliger Vormund Nils Rogel lernen zusammen Physik. (Quelle: rbb/Nina Amin)

Audio: Inforadio | 12.01.2015 | Nina Amin

Qasem träumt von einer KfZ-Mechaniker-Lehre

Mit den steigenden Flüchtlingszahlen kommen auch immer mehr minderjährige Asylbewerber ohne Eltern nach Berlin. Bis sie achtzehn sind bekommen sie eigentlich einen Vormund, der die nötigen Unterschriften leistet. Nina Amin hat einen jungen Afghanen getroffen, für den sein ehrenamtlicher Vormund zur Ersatzfamilie wurde. Mit ihm versucht er jetzt erstmal, seinen Schulabschluss zu schaffen.

Qasem muss Physik pauken. Der ehrenamtliche Vormund Nils Rogel hilft ihm dabei. Die beiden sitzen in der bescheiden eingerichteten Ein-Zimmer-Wohnung des jungen Afghanen vor einem Laptop. Im Frühjahr sind die Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA). Es bleibt nicht viel Zeit für den zierlichen Qasem, der gerade volljährig geworden ist. Er ist seit zwei Jahren in Berlin und er hat ein Ziel: „Wenn ich meinen MSA schaffe, mache ich eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker.“

Bis zum KFZ-Mechaniker ist es noch ein weiter Weg. Der 32-jährige Rogel war über ein Jahr lang Qasems Vormund. Seit ein paar Monaten darf der junge Afghane selbst Bankangelegenheiten regeln oder die Mitgliedschaft im Fitnessclub unterschreiben. Bis dahin hat Rogel das gemacht. Der Vertriebsleiter und seine Freundin haben ehrenamtlich die Vormundschaft für den damals noch 17-Jährigen übernommen. Offiziell beurkundet vom Familiengericht. Qasem haben sie damit den Alltag erleichtert: „Zum Beispiel als ihm die Weisheitszähne heraus operiert wurden, mussten wir noch unterschreiben“, sagt Rogel. Und in der Schule habe es natürlich auch immer einiges zu unterschreiben gegeben.

„Hier habe ich eine neue Familie“

Rogel ist sogar Elternsprecher in Qasems Klasse. Er unterstützt den jungen Afghanen, der nach einer langen Flucht in Berlin ein Leben aufbauen will. Über seine Familie in Afghanistan will er nicht sprechen. Es schmerzt ihn zu sehr. Er habe keinen Kontakt mehr zu ihnen. Sie seien irgendwo mit seinen sechs Geschwistern auf dem Land.

Qasem hat nur zwei Jahre eine Koranschule besucht und dann den Eltern bei der Feldarbeit geholfen. Den MSA an einer Moabiter Gesamtschule zu machen, ist deshalb eine Riesenherausforderung. Ohne die Hilfe seiner beiden Vormünder wäre er nicht so weit gekommen, sagt Qasem. Auch seit er 18 ist – und offiziell nicht mehr ihr Mündel – bleiben sie sehr wichtig für ihn: „Ich habe zwar meine Familie in Afghanistan, aber hier habe ich eine neue Familie.“

Vor der Ausbildung steht der positive Asylbescheid

Qasems Asylantrag läuft seit zwei Jahren. Er hat eine Aufenthaltsgestattung. Damit kann er seine Schule beenden. Um eine Ausbildung in einem KFZ-Betrieb zu beginnen, braucht der hochmotivierte junge Mann aber einen positiven Asylbescheid. Wer weiß, ob er den so bald bekommt. Rogel hilft dem Afghanen deshalb schon, sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen: „Die Alternative wäre eine schulische Ausbildung“, sagt Rogel. Möglich sei das zum Beispiel an einem Oberschulzentrum, die beiden hätten sich schon zusammen eins angesehen.

Ein Grund mehr, ordentlich Physik zu üben. Und den MSA zu bestehen. Ein erfolgreicher Abschluss könnte ihm helfen, dauerhaft in Deutschland bleiben zu dürfen. Qasem konzentriert sich deshalb auschließlich auf die Schule. Um seinem Traum vom KFZ-Mechaniker in Berlin ein Stück näher zu kommen.

Beitrag von Nina Amin

Quelle: RBB

Badische Zeitung| 19-jähriger Flüchtling erhält Stipendium für hochbegabte Jugendliche

LEUTE IN DER STADT: Der 19-jährige Flüchtling Madhi Mohseni ist ein „Talent im Land“.

  1. Madhi Mohseni lernt im Hochbegabtenprogramm „Talent im Land“. Foto: Privat

Als 16-Jähriger flüchtet der Afghane Madhi Mohseni von Iran nach Europa. Durch einen Zufall landet er in Freiburg – und leistet Erstaunliches: Innerhalb nur eines Jahres holt er die Englischklassen fünf bis acht nach, schafft es von einer Förder- auf die Realschule. Er wird in ein Stipendienprogramm für hochbegabte Jugendliche aufgenommen und träumt davon, Medizin zu studieren. Doch ob er sich dieses Leben weiter aufbauen kann, ist ungewiss.

Ein großer Saal, Fischgrätparkett, Kronleuchter. Die Stimmung ist feierlich, vorn auf der Bühne spricht einer der Honoratioren von einer „Investition in die Zukunft“ und meint damit die 50 jungen Menschen, die vor ihm im Publikum sitzen und deren Aufnahme in das Stipendienprogramm „Talent im Land“ an diesem Tag im November im Kursaal Stuttgart-Cannstatt zelebriert wird.

Unter ihnen Madhi Mohseni, 19 Jahre alt, tiefschwarze Haare, wache Augen. Wenn er die Realschule abschließt, dann aller Wahrscheinlichkeit nach mit sehr guten Noten. Seit September fördern ihn die Träger von „Talent im Land“ finanziell. Außerdem umfasst das Programm Seminare, in denen die Stipendiaten mit Pädagogen an ihren Stärken und Zielen arbeiten. Ein Treffen hat bereits stattgefunden, zum Kennenlernen. „Alles tolle Menschen“, sagt Madhi Mohseni.

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DW| Die Helfer vom Hindukusch

Für die Bundeswehr in Afghanistan sind einheimische Helfer unentbehrlich. Doch von den Taliban werden sie bedroht. Deutschland hat deshalb eine ganze Reihe afghanischer Ortskräfte aufgenommen – aber längst nicht alle.

Afghanistan Übersetzer Bundeswehr

Ein Tisch, ein Bett, ein Schrank, zwei Stühle – in der kargen Ein-Zimmer-Wohnung am Stadtrand von Hamburg ist nicht viel Platz. Aliullah stört das nicht. Hier ist er in Sicherheit – und das bedeutet dem 27-jährigen Afghanen mehr als jeder Luxus. „Ich habe sehr viel Glück gehabt“, sagt Aliullah. „Ich konnte den Ort verlassen, wo es für mich keine Zukunft mehr gab.“

Noch vor einem Jahr lebte Aliullah mit seinen Eltern und Geschwistern in Kundus. Als Dolmetscher arbeitete er für die Bundeswehr. Die deutschen Soldaten beteiligten sich am Kampfeinsatz der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF), bevor das Mandat Ende 2014 auslief. Übersetzen, mit Stammesführern verhandeln, Missverständnisse aus dem Weg räumen – das gehörte zu Aliullahs Aufgaben. Ihm gefiel der Job. Aber in den Augen der Taliban sind Bundeswehrhelfer wie Aliullah Kollaborateure. „Eines Abends, als ich mit meiner Familie zusammensaß, erhielt ich einen Anruf“, erinnert sich der junge Afghane. „Eine unbekannte Nummer. Ein Mann sagte auf Paschtu: Du arbeitest als Übersetzer und Spion für die Ungläubigen, für die Ausländer, die uns bekämpfen. Das ist ein Verbrechen. Du hast jetzt die Chance, bei uns mitzumachen und gegen die Deutschen und die Regierung zu kämpfen.“

Bedrohung durch die Taliban

Taliban-Angriff auf Gericht in Kundus (Foto: Reuters)Angriffe der Taliban sind in Afghanistan immer noch an der Tagesordnung

Aliullah lehnte ab – und fürchtete um sein Leben. Seine Familie machte sich Sorgen um ihn, er selbst verließ kaum noch das Haus – und blieb unversehrt. Sein Freund und Kollege Wafa hatte weniger Glück. Der 25-Jährige arbeitete ebenfalls für die Deutschen in Afghanistan. Im November 2013 wurde Wafa erdrosselt im Kofferraum seines Autos gefunden. Aliullah macht die Taliban dafür verantwortlich. Die Bundesregierung geht dagegen von einem kriminellen Hintergrund aus. Für die afghanischen Ortskräfte ist es einerlei: Viele fühlen sich bedroht – erst recht, seit sich die deutschen Soldaten immer weiter zurückziehen. Der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich hatte deshalb im Oktober 2013 versprochen, alle gefährdeten Ortskräfte nach Deutschland zu holen.

Ein großes Versprechen – doch die Realität sieht anders aus: Mehr als tausend afghanische Ortskräfte haben einen entsprechenden Antrag gestellt, aber nicht einmal die Hälfte hat eine Aufnahmezusage für Deutschland erhalten. Die meisten Ortskräfte bekamen einen ablehnenden Bescheid – ohne Begründung. Wer nicht gefährdet sei, solle im Land bleiben, heißt es aus dem zuständigen Bundesinnenministerium. Schließlich handele es sich bei vielen ehemaligen Ortskräften um die Elite des Landes – und die solle Afghanistan nicht entzogen werden.

Verunsicherung unter den Ortskräften

Deutsche Soldaten verlassen KundusDie deutschen Soldaten haben das Feldlager in Kundus im Oktober 2013 verlassen

Zurzeit beschäftigt die Bundeswehr noch etwa 600 afghanische Ortskräfte. Nach dem Ende der ISAF beteiligt sich die Bundeswehr mit bis zu 850 Soldaten an der NATO-Nachfolgemission „Resolute Support“. Die deutschen Soldaten sollen afghanische Sicherheitskräfte ausbilden und beraten – und dafür bleiben sie weiterhin auf einheimische Dolmetscher angewiesen. Der Bundeswehr zufolge können die afghanischen Ortskräfte bei der NATO-Nachfolgemission die Ausreise beantragen, wenn sie bedroht werden. Doch viele Ortskräfte könnten die Regelung nicht nachvollziehen, kritisiert Bernd Mesovic von der Menschenrechtsorganisation ProAsyl: „Die Antragsteller sind zunehmend verunsichert, weil einige von ihnen nach unklaren Kriterien in Deutschland aufgenommen werden, aber andere nicht, obwohl sie sich in einer ähnlichen Situation befanden.“

Etwa die Hälfte der Afghanen, die bislang eine Zusage erhielten, sind mittlerweile nach Deutschland gekommen – teilweise mit ihren Familien. Aliullah musste alleine reisen. Zum ersten Mal überhaupt hat er Afghanistan verlassen – und damit auch den Kreis der Großfamilie. In Hamburg besucht er einen Sprachkurs und freut er sich über jeden neuen Kontakt, den er knüpft. Einfache Gespräche führt er längst auf Deutsch. Auch wenn ihm seine Heimat fehlt – Aliullah ist froh, dass er nicht mehr um sein Leben bangen muss.

Quelle: DEUTSCHE WELLE

Landau| Nach langer Odyssee in einer neuen Welt – mit traumatischen Erlebnissen im Gepäck

Die Geschichte eines 16-jährigen Afghanen und sein Kampf ums Überleben

Autor: Stefan Wimberger
Symbolbild: Paul Knecht/dpa

Symbolbild: Paul Knecht/dpa

Über Tadschikistan und Russland nach Deutschland. Zu Fuß. Getrennt von der Familie. In quälender Ungewissheit. Für zahlreiche Menschen ist Deutschland zum Zufluchtsort geworden. Längst nicht alle haben dieses Ziel erreicht. Anita Skobl von der Rummelsberger Diakonie und Gruppenleiterin Christina Able erzählen von der rund 6.000 Kilometer weiten Flucht eines afghanischen Jugendlichen vor der Todesangst – und von zwei Mythen.

„Hallo“, grüßt ein etwas schüchtern wirkender junger Mann im Westflügel des Seniorenheims an der Dr.-Godron-Straße. Er trägt einen grauen Pullover, eine Jeanshose und Turnschuhe. Seine Augen sind beinahe ebenso rabenschwarz wie sein Haar. Seit circa eineinhalb Monaten nennt der Junge die insgesamt 225 Quadratmeter fassenden Räumlichkeiten im ehemaligen Schwesternschülerwohnheim sein Zuhause. Der Gebäudetrakt bietet sechs Zimmer für je zwei Personen sowie Aufenthaltsräume. Zwölf Jungen im Alter von zwischen 14 und 17 Jahren aus Afghanistan und Syrien leben derzeit hier. Sie haben es nach Deutschland geschafft, ihre einstige Heimat hinter sich gelassen. Und sie alle haben eine Geschichte zu erzählen – von einer leidvollen Reise.

Traumatische Erlebnisse im Gepäck

„Die Clearing-Stelle soll – wie der Name schon sagt – die familiären Umstände und das weitere Vorgehen klären“, sagt Anita Skobl, Regionalleiterin für Süd- und Ostbayern der Rummelsberger Diakonie, einem Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche mit 30-jähriger Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingen. „Die Aufenthaltsdauer in der Erstaufnahmestelle sind circa zehn Wochen“, informiert Gruppenleiterin Christina Able. Danach werde mit dem Jugendamt ein Bericht erarbeitet und entschieden, wie es weitergeht.

Die Nintendo Wii hat den Adventskranz fürs Erste auf den Schrank verdrängt: Im Gruppenraum verbringen die jungen Asylbewerber einen Großteil ihrer Freizeit. Um die Identität der Jugendlichen zu schützen, wurden sie von hinten fotografiert. (Foto: S. Wimberger)

Die Nintendo Wii hat den Adventskranz fürs Erste auf den Schrank verdrängt: Im Gruppenraum verbringen die jungen Asylbewerber einen Großteil ihrer Freizeit. Um die Identität der Jugendlichen zu schützen, wurden sie von hinten fotografiert. (Foto: S. Wimberger)

„Besonders wichtig sind der Deutsch-Unterricht, aber auch das Erlernen praktischer Dinge des alltäglichen Lebens“, hebt Anita Skobl hervor. Erste Deutsch-Grundlagen wie „guten Morgen“ und „wie geht’s?“ beherrschen die Jungen bereits. Für den Unterricht hat die Mittelschule Räume zur Verfügung gestellt. „Wir machen viele lebenspraktische Dinge“, sagt Christina Able. „Zum Beispiel haben wir mal Straßenschilder fotografiert, damit die Jungen mit den deutschen Verkehrszeichen vertraut werden.“ Neben der schulischen werde auch großer Wert auf die psychologische Betreuung gelegt. Denn der Großteil der jungen Asylbewerber ist durch seine Erlebnisse traumatisiert.

bpb| Freie, eingeschränkt freie und unfreie Staaten

Bei der Verteilung der freien, eingeschränkt freien und unfreien Staaten bestehen große Unterschiede zwischen den Regionen. Nirgendwo ist der Anteil unfreier Staaten höher als im Nahen Osten und in Nordafrika.

Freie, eingeschränkt freie und unfreie Staaten, 2012Freie, eingeschränkt freie und unfreie Staaten, 2012. Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/ (bpb)

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NDRinfo| Bei Anruf Morddrohung – afghanische Ortskräfte

Gefährdete Afghanen in deutschen Diensten
Ein Feature von
Christoph Heinzle und Rebecca Gudisch

Ein Bundeswehrsoldat (l.) und ein Dolmetscher (r.) sprechen nahe Kundus im Distrikt von Char Darreh mit einem Mann. © dpa bildfunk Fotograf: Maurizio Gambarini

Etwa 1.200 Hilfsanträge hat die Bundesregierung bisher geprüft, 60 Prozent lehnte sie ab. Warum, sagt sie nicht.

Sie übersetzen bei Treffen mit Stammesältesten, fahren mit in Kampfeinsätze der Bundeswehr, bewachen Lager oder setzen Entwicklungshilfeprojekte um: Mehrere tausend Dolmetscher, Projektmanager und Fahrer hat die Bundesregierung seit 2002 in Afghanistan beschäftigt.

Seit Beginn des Bundeswehrabzuges werden lokale Mitarbeiter verstärkt bedroht, sogar angegriffen. Wer wegen seiner Arbeit für Deutschland gefährdet ist, kann sich auf Hilfe verlassen, versprach die Bundesregierung. Aber viele Afghanen werden trotz nachgewiesener Drohungen nicht in Deutschland aufgenommen. Selbst wer ausreisen darf, kämpft beim Neustart oftmals mit der Bürokratie.