Archiv der Kategorie: afghanische Ortskräfte

mdr| Dolmetscher der Bundeswehr hofft auf Asyl: „Ich habe mein Leben für die Deutschen riskiert“

Sayed Rohullah riskierte sein Leben als Dolmetscher für die Bundeswehr in Afghanistan. Beim Abzug der Truppen bot ihm Deutschland keinen Schutz. Der junge Mann machte sich allein auf den Weg und lebt jetzt in einer Massenunterkunft in Gerstungen – ohne jede Perspektive.

von Johanna Hemkentokrax und Axel Hemmerling

Ein junger Mann mit schwarzen Haaren, dunkler Jacke und weißem T-Shirt steht auf einem Weg vor einem Baum und schaut besorgt.

Sayed Rohullah beim Gespräch mit MDR THÜRINGEN in Gerstungen.

„Die hier ist von meinem Bataillon, die andere haben wir zu Weihnachten bekommen.“ Im Morgennebel vor der Gemeinschaftsunterkunft in Gerstungen hält Sayed Rohullah zwei Medaillen in die Kamera. Sie sind ihm geblieben von seinem riskanten Job als Ortskraft der Bundeswehr in Afghanistan – die Medaillen und eine Plastiktüte voll mit Dokumenten. Urkunden, Arbeitsverträge, Zeugnisse und Fotos, die ihn mit seinen deutschen Kollegen im Einsatz zeigen, sind darunter.

Ein grauer Wohnblock mit drei Etagen. Davor ein Weg und eine Wiese.

Die Gemeinschaftsunterkunft in Gerstungen.

Der 27-jährige Afghane war fünf Jahre lang Dolmetscher bei den deutschen Truppen im Rahmen des ISAF-Einsatzes. „Englisch hatte ich in der Schule und in Kursen gelernt“, sagt der junge Mann. Er hatte Abitur gemacht, ein Studium begonnen. Als die deutschen Streitkräfte Übersetzer suchten, brach er es ohne zu zögern ab. „Meine Hauptaufgabe war, die Deutschen bei den Außeneinsätzen zu begleiten“, erzählt Sayed Rohullah. „Wir fuhren in die Dörfer. Ich stellte den Kontakt mit den Menschen her, übersetzte.“ Ein lebensgefährlicher Job im unruhigen Norden Afghanistans rund um Kundus und Masar-i-Sharif, seiner Heimatstadt. Als sich die Einsatzkräfte nach und nach aus dem zerstörten Land zurückzogen, blieb er zurück und musste um sein Leben fürchten.

Keine Stelle ist zuständig

Schon 2011 geriet Sayed Rohullah ins Visier von Aufständischen – als vermeintlicher Kollaborateur, als Spion. „Sie kamen zwei Mal zu meiner Familie, als ich gerade im Einsatz war und fragten nach mir.

Auf einer Männerhand liegen ein Pass und eine Medaille.

Sayed Rohullah zeigt seinen Pass und eine Medaille aus der Zeit in Afghanistan.

Beim zweiten Mal brachten sie ein Foto mit, dass mich mit den deutschen Soldaten zeigte“, erzählt der junge Mann. Wäre er zuhause gewesen – sie hätten ihn mitgenommen, da ist er sich sicher. Ortskräfte der ISAF werden von den Taliban als Verräter angesehen, bedroht und ermordet. Er habe sich an den Militärischen Abschirmdienst, den MAD, gewandt und um Hilfe gebeten. „Sie sagten: Wir haben kein Verfahren, um dich aufzunehmen und aus dem Land zu bringen, aber du kannst im Camp bleiben. Ich habe sechs Monate im Camp verbracht. Das war wie ein Käfig für mich.“ Als er begriffen habe, dass es keine Pläne gab, die Ortskräfte aus dem Land zu holen, habe er entschieden, Afghanistan auf eigene Faust zu verlassen.

Hilfe für die Helfer?

Mittlerweile gibt es Programme für Helfer der Bundeswehr. Rund 580 afghanische Ortskräfte, die für das deutsche Ressort, also auch die Bundeswehr tätig gewesen seien, hätten eine Aufnahmezusage bekommen, teilt das Bundesinnenministerium auf Anfrage von MDR THÜRINGEN mit.

Ein junger Mann mit dunkelbraunen Haaren steht in Solidatenuniform vor einem Panzer.

Johannes Clair beim Einsatz in Afghanistan.

Bis Mitte Februar seien aber nur rund 330 von ihnen mit ihren Familien nach Deutschland gekommen. 13 lebten mit ihren Angehörigen in Sachsen, neun in Sachsen-Anhalt und acht in Thüringen, teilt die Behörde mit.

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl antwortet auf Anfrage von MDR THÜRINGEN, es hätte immer schon Ortskräfte gegeben, die auf eigene Faust, als Asylsuchende nach Deutschland gekommen seien. Ihre Chancen hier anerkannt zu werden, stünden „recht gut“, erklärt Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer von Pro Asyl. Problematisch aber sei die Intransparenz der Prüfverfahren: Ähnliche Fälle würden zum Teil unterschiedlich entschieden.

Status: Ungeklärt

Für Sayed Rohullah gab es damals keine Chance auf ein Visum. Der 27-Jährige musste sich allein auf den gefährlichen Weg nach Deutschland machen. Die Flucht kostete ihn alle Ersparnisse. In Deutschland stellte er einen Asylantrag, landete in Gerstungen – und scheitert jetzt an der Bürokratie. Seit anderthalb Jahren lebt er hier, sein Asylstatus ist immer noch ungeklärt. „Ich habe ihnen alle Unterlagen vorgelegt“, sagt er und zeigt auf die Plastiktüte mit seinen Dokumenten. Er besucht einen Deutschkurs, träumt von einer Ausbildung, einem Beruf. „Ich bin noch jung. Ich will etwas lernen. Das ist gut für mein Leben.“ Schlimm sei die Situation im Lager, sagt er und meint den grauen Wohnblock der Unterkunft hinter sich. „Ich bin auf mich allein gestellt. Ich habe für deutsche Streitkräfte gearbeitet, mein Leben riskiert und jetzt gibt es keine Stelle, die zuständig ist, die sich kümmert.“

„Es ist einfach eine Schande“

Der einzige, der sich für Sayed Rohullah einsetzt, ist sein ehemaliger Kamerad Johannes Clair. Der Fallschirmjäger war zwei Mal in Afghanistan eingesetzt.

Eine Urkunde von Sayed Rohullah mit der Aufschrift: "Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit. ISAF 24/25 Januar bis Juli 2011." Dazu ein Foto mehrerer Soldaten vom Zug Charlie.

Eine Urkunde zeigt, dass Sayed Rohullah von Januar bis Juli 2011 bei der ISAF war.

„Das Besondere an den afghanischen Sprachmittlern ist, dass sie während der Gefechte immer neben uns waren, aber natürlich keine Waffen hatten, das heißt, sie haben sich in aller größte Lebensgefahr begeben, um mit uns zusammen zu arbeiten“, erzählt der 29-Jährige. Zusammen hätten sie viele gefährliche Situationen erlebt. Abends nach den Einsätzen hätten sie zusammen gesessen. „Roh“, hätte ihm beigebracht, Afghanistan und seine Menschen zu verstehen. Johannes Clair nennt die Situation der ehemaligen afghanischen Ortskräfte, die gezwungen seien, illegal nach Deutschland zu fliehen, eine unverschämte Schande. „Es sind Leute, die für uns ihren Kopf hingehalten haben, nicht nur für die deutschen Soldaten, sondern im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland und das er jetzt in diesem Flüchtlingsheim seit über anderthalb Jahren ist, und nichts mit seinem Fall gemacht wird, ist einfach eine Schande.“

Johannes Clair engagiert sich seit seinen Kriegseinsätzen für Flüchtlinge und die Menschen in Afghanistan. Er hat ein Buch über die Zeit in Afghanistan geschrieben, das zum Bestseller wurde, hat an einer Fernseh-Dokumentation über Flüchtlinge teilgenommen und wurde dafür mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Er klärt öffentlich über die Posttraumatische Belastungsstörung als Folge des Afghanistan-Einsatzes auf, wegen der er selbst in Behandlung ist. Nur seinem Freund Sayed konnte er bisher nicht helfen – zu hoch sind die bürokratischen Hürden.

„Ich kann an nichts anderes denken“

Eine Therapie gibt es für Sayed Rohullah in Gerstungen nicht. Einmal, während eines Einsatzes, fuhr das Fahrzeug, in dem er saß auf eine Mine. Der Anschlag hatte schwerwiegende Folgen. Seitdem leidet der junge Mann unter Herzproblemen. Die Ärzte rieten ihm, im Sinne seiner Gesundheit abzuschalten, an etwas anderes zu denken, sich nicht zu belasten. Mehr nicht. „Was soll ich machen?“, fragt Sayed Rohullah an diesem Morgen in Gerstungen, lächelt hilflos und zeigt auf das Heim hinter sich. „Ich sitze hier bloß herum, habe keine Aufgabe. Ich kann an nichts anderes denken. Hier ist nichts.“

Seine Familie musste in Afghanistan den Wohnort wechseln. Zu groß war die Gefahr. Er fühle sich im Stich gelassen, sagt er und hält dabei die Plastiktüte mit den Dokumenten fest. Sie sind seine Lebensversicherung, sein Beweis, dass er für deutsche Truppen sein Leben riskiert hat, auch, wenn ihm das in Deutschland nicht weiterhilft.

Quelle: MDR

Deutschland| Die Einsamkeit des Übersetzers – In Bitburg kämpft der ehemalige Bundeswehr-Helfer aus Kabul allein

(Bitburg/Kabul.) In Afghanistan hat er als Übersetzer für die Bundeswehr gearbeitet, die Taliban sehen ihn seitdem als Feind. Jetzt hat Mohammad Osman Arefi Zuflucht in Bitburg gesucht – doch er findet keine Arbeit. Und er fühlt sich von dem Arbeitgeber im Stich gelassen, für den er auf den Straßen Kabuls sein Leben riskiert hat.
  • Mohammed Osman Arefi in seinem spärlich eingerichteten neuen Zuhause in Bitburg.Foto: Eileen Blädel
Der Flug von Afghanistan nach Deutschland war für Mohammad Osman Arefi eine Reise vom Krieg in den Frieden – aber auch in eine Welt, die von einer neuen Angst vor der Zukunft geprägt ist: Fernab seiner Heimat ist der 52-Jährige, der jahrelang als Übersetzer für die Bundeswehr in Kabul im Dienst war, in Bitburg auf der Suche nach Arbeit – und das bislang vergeblich.

Informationen zur Aufnahme von Personen in Deutschland, die als Ortskräfte in Afghanistan für deutsche Behörden tätig waren

In einem Informationsblatt gibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ein Überblick über das Verfahren zur Aufnahme der afghanischen Ortskräfte und ihrer Familien in Deutschland.

Logo vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Informationen des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge)Größere Abbildung anzeigen

Welchen Aufenthaltsstatus und -titel werden Sie in Deutschland erhalten?

  • In Deutschland wird Ihnen eine Aufenthaltserlaubnis zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland nach § 22 Satz 2 des deutschen Aufenthaltsgesetzes (AufenthG) gewährt.
  • Die Aufenthaltserlaubnis wird auf längstens drei Jahre befristet und kann auch über diesen Zeitraum hinaus verlängert werden, wenn die Gründe aus denen sie erteilt wurde, weiterhin gegeben sind.
  • Nach sieben Jahren legalen Aufenthaltes in Deutschland können Sie einen unbefristeten Aufenthaltstitel (Niederlassungserlaubnis) erhalten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind (z.B. ausreichendes eigenes Einkommen, ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache).
  • Nach acht Jahren legalen Aufenthaltes können Sie die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen. Eine der Bedingungen, die erfüllt sein müssen, sind ausreichendes finanzielles Ein-kommen sowie ausreichende deutsche Sprachkenntnisse. Bei erfolgreicher Teilnahme an den Integrationskursen kann die Wartezeit auf sieben Jahre verkürzt werden.

Welche Rechte und Pflichten sind mit Ihrer Aufenthaltserlaubnis verbunden?

Mit Ihrer Aufenthaltserlaubnis erhalten Sie verschiedene Rechte in Deutschland:

Das Recht auf Aufnahme einer Erwerbstätigkeit

  • Ihre Aufenthaltserlaubnis beinhaltet das uneingeschränkte Recht zur Erwerbstätigkeit.
  • Bitte beachten Sie, dass der Arbeitsmarkt in Deutschland sehr anspruchsvoll ist. Es gibt nicht viele Arbeitsmöglichkeiten für Personen ohne qualifizierten Schul- oder Berufsabschluss.
  • Um in Deutschland Arbeit finden zu können, werden Sie so schnell wie möglich die deutsche Sprache lernen müssen. Dies ist unerlässlich, um Arbeit in Deutschland finden zu können.
  • Ihre örtliche Agentur für Arbeit bzw. das für Sie zuständige Jobcenter wird Sie bei Ihrer beruflichen Qualifizierung und Arbeitssuche unterstützen.

Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen

  • Unter bestimmten Bedingungen können in Deutschland Ihre im Ausland erworbenen Schul-, Universitäts- und Fachhochschulabschlüsse anerkannt werden. Die offizielle Anerkennung Ihrer Diplome wird Ihnen die Arbeitssuche erleichtern. Sollten Sie im Besitz derartiger Zeugnisse oder Dokumente sein, ist es notwendig, diese nach Deutschland mitzubringen.

Sozialleistungen

  • Wenn Sie erwerbsfähig sind, haben Sie einen Anspruch auf die so genannte Grundsicherung für Arbeitssuchende. Sie erhalten also so lange finanzielle Unterstützung, bis Sie einen Arbeitsplatz gefunden haben. Wenn Sie vorübergehend oder dauerhaft nicht in der Lage sind, einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen, besteht ebenfalls die Möglichkeit, bestimmte Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Sie auf Grund Ihres Alters, wegen der Betreuung kleiner Kinder oder wegen einer Erkrankung nicht arbeiten können.
  • Der Grundbetrag für Einzelpersonen beläuft sich auf ungefähr 364,00 € pro Einzelperson, zusätzlich können Kosten für Unterkunft und Heizung sowie grundlegender medizinischer Behandlung gewährt werden. Auch wenn sich dies nach hohen Geldbeträgen anhören mag, dürfen Sie nicht außer Acht lassen, dass die Lebenshaltungskosten in Deutschland sehr hoch sind.

Kindergarten und Schulbesuch für Ihre Kinder

  • Ihre Kinder werden in Deutschland zur Schule gehen. Die Schulpflicht beginnt in der Regel im Alter von sechs Jahren. Öffentliche Schulen sind kostenfrei.
  • Für Kinder von Zuwanderern wird häufig eine spezielle Förderung angeboten, die ihnen den Einstieg in das deutsche Schulsystem erleichtern soll.
  • Für kleinere Kinder gibt es Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Wir empfehlen Ihnen, Ihre Kinder in diese Einrichtungen zu schicken, da sie dort auf einfache Weise die deutsche Sprache lernen können. In der Regel werden sie dadurch später in der Schule erfolgreicher sein.

Familiennachzug

  • Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bemüht sich, dass Ihre engsten Familienangehörigen mit nach Deutschland gebracht werden. Es kann jedoch sein, dass sich weitere Ihrer Familienangehörigen in einem anderen Staat oder im Heimatland aufhalten. Im Allgemeinen kann die Familienzusammenführung ein langwieriger und komplizierter Prozess sein.
  • Die Regeln des Familiennachzuges sind sehr streng. Dieser ist grundsätzlich nur für Ehegatten und minderjährige Kinder möglich. Für andere Familienangehörige besteht diese gesetzliche Möglichkeit nicht bzw. nur in eng begrenzten Ausnahmefällen.
  • Die Voraussetzungen für die Familienzusammenführung sind im Allgemeinen: ausreichendes eigenes finanzielles Einkommen für Sie und Ihre Familienangehörige (für zwei Personen ist dies gewöhnlich ungefähr 1.600 €), ausreichend vorhandener Wohnraum in Deutschland für Sie und die Familienangehörigen sowie bei Ehegatten und Kindern über 16 Jahren bereits im Heimatland vorhandene deutsche Sprachkenntnisse. In den ersten Jahren nach der Ankunft in Deutschland wird die Erfüllung dieser Kriterien sehr schwer zu erreichen sein.

Ihre ersten Tage in Deutschland: Wo werden Sie in Deutschland untergebracht?

  • Nach Ihrer Ankunft in Deutschland werden Sie in der Regel von Vertretern des Bundeslandes, in dem Sie Aufnahme gefunden haben, oder von Mitarbeitern der zuständigen Kommune in Empfang genommen, sofern Ihre Einreisedaten bekannt sind.
  • Nach Ankunft in der Kommune wenden Sie sich bitte unmittelbar an die für Sie zuständige Ausländerbehörde. Die Ausländerbehörden sind für aufenthalts-, ausländer- und passrechtliche Maßnahmen zuständig.
  • Ihre Unterbringung in dem Bundesland kann auch – zumindest vorläufig – in einer Gemeinschaftsunterkunft erfolgen.
  • Sofern Sie Sozialleistungen erhalten, dürfen Sie sich in der Regel lediglich in dem Ihnen zugewiesenen Bundesland aufhalten. Wenn Sie eine Arbeit finden und nicht länger Sozialleistungen beziehen, können Sie in ein beliebiges anderes Bundesland innerhalb Deutschlands umziehen.
  • Wenn Sie nicht im Besitz von Identitätspapieren aus Ihrem Heimatland sind, wird es in einigen Fällen notwendig sein, dass Sie sich an die in Deutschland befindliche Botschaft Ihres Heimatstaates wenden müssen, um die entsprechenden Papiere zu erhalten. Wenn das nicht notwendig ist, erhalten Sie ein deutsches Passersatzpapier. Solange Sie keine gültigen Identitätsdokumente besitzen, können Sie nicht außerhalb Deutschlands reisen.

Das Leben in Deutschland

  • Entscheidend ist, dass Sie die Möglichkeiten erkennen und die Chancen nutzen, die Ihnen der Neubeginn in Deutschland bietet.
  • Ein Neubeginn in einem fremden Land wird mit großen Herausforderungen für Sie und Ihre Familie verbunden sein.
  • Je besser Sie das Land kennen und verstehen lernen, desto leichter wird es Ihnen fallen, diese Herausforderungen zu meistern. Sie werden dabei unterstützt, sich dauerhaft und erfolgreich in die Gesellschaft zu integrieren. Dieses Ziel kann jedoch nur mit Ihrer tatkräftigen Mitwirkung erreicht werden. Besonders wichtig ist, dass Sie die deutsche Sprache lernen und Sie sich mit den wesentlichen Grundlagen des Staates, der Kultur, Geschichte und Rechtsordnung vertraut machen.

Dazu stehen verschiedene Angebote für Sie bereit:

Migrationsberatung

Ein erstes Integrationsangebot bilden die Dienste der Migrationsberatung. Die Mitarbeiter der Migrationsberatung verschaffen sich in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen einen Überblick über Ihre individuelle Situation und erarbeiten dann gemeinsam mit Ihnen zielgerichtete Vorgehenspläne. Sie geben Antworten auf Ihre Fragen und helfen bei Problemen. Bei der Ausländerbehörde sowie bei der Kommunalverwaltung Ihres zukünftigen Wohnortes kann man Ihnen genaue Auskünfte zu den Beratungsdiensten geben.

Integrationskurse

  • Für Sie besteht die Möglichkeit im Rahmen verfügbarer Kursplätze einen Integrationskurs zu besuchen. Wenn Sie über keine ausreichenden Deutschkenntnisse verfügen oder staatliche Leistungen im Rahmen der Grundsicherung für Arbeitssuchende erhalten, können Sie unter Umständen durch die Ausländerbehörde oder den Träger der Grundsicherung zu einem Integrationskurs verpflichtet werden.
  • Der Integrationskurs dauert zwischen sechs bis neun Monaten und kann als Vollzeit- oder Teilzeitkurs besucht werden.
  • Dieser besteht aus einem Sprachkurs mit 600 Unterrichtsstunden und einem Orientierungskurs mit 60 Unterrichtsstunden.
  • Im Sprachkurs lernen Sie, sich auf Deutsch in allen wichtigen Bereichen des Alltags zurechtzufinden. Wenn Sie schnell lernen, können Sie auch einen Intensivkurs belegen, der lediglich aus 400 Stunden mit Sprachtraining und 30 Stunden Orientierungskurs besteht.
  • Es werden auch Sonderkurse für Analphabeten, Frauen, Eltern und Jugendliche angeboten. In diesen Kursen werden zusätzliche Themen behandelt. Diese Spezialkurse bestehen gewöhnlich aus 900 Stunden Sprachtraining und 60 Stunden im Orientierungskurs.
  • So werden im Elternkurs Informationen zum deutschen Schul- und Kinderbetreuungssystem vermittelt. Dadurch wird Ihnen die Unterstützung Ihrer Kinder erleichtert. Die speziellen Integrationskurse für Frauen richten sich insbesondere an solche, die aus familiären oder kulturellen Gründen keinen allgemeinen Integrationskurs besuchen können. Im Kurs werden inhaltliche Schwerpunkte wie Erziehung und Ausbildung der Kinder, Orientierung im Alltag sowie Perspektiven für den Einstieg in den Berufsalltag behandelt.
  • Im sogenannten Orientierungskurs werden Ihnen Kenntnisse der Rechtsordnung, der Kultur und der Geschichte Deutschlands vermittelt. Sie erhalten Informationen über das Leben in der deutschen Gesellschaft, unter anderem über das demokratische System und die Werte, die in Deutschland von grundlegender Bedeutung sind. Auch diese Kenntnisse sind ein wichtiger Baustein für das Verständnis der Gesellschaft, der Sie dann angehören.
  • Der Integrationskurs endet mit den Tests zum Sprach- und Orientierungskurs. Wenn Sie diesen Test erfolgreich bestehen, werden Sie eine Urkunde erhalten. Diese Urkunde wird Ihnen als Nachweis Ihrer erworbenen Kenntnisse bei der Arbeitssuche nützlich sein.

Es ist notwendig, dass Sie sofort nach der Einreise mit der Teilnahme an einem Integrationskurs beginnen. Nur so kann eine gute Integration und Aufnahme in die deutsche Gesellschaft gelingen. Wenden Sie sich bitte für weitere Informationen an Ihre zuständige Ausländerbehörde.

Quelle: BAMF

Afghanen bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützen| Patenschaft der Bundeswehr

FREIWILLIGES PATENSCHAFTSPROGRAMM DER BUNDESWEHR IN AFGHANISTAN

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat am 19. Januar in einem offenen Brief an die Soldatinnen und Soldaten für das Patenschaftsprogramm der Bundeswehr für ehemalige afghanische Ortskräfte geworben. Mit der Übernahme einer freiwilligen Patenschaft können Angehörige der Bundeswehr die Afghanen bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützen.

Deutscher Soldat mit afghanischen Soldaten und SprachmittlerHilfe für Afghanen – als Ausbilder vor Ort und als Pate in Deutschland. (Quelle: Bundeswehr/Stollberg)

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat am 19. Januar in einem offenen Brief an die Soldatinnen und Soldaten für das Patenschaftsprogramm der Bundeswehr für ehemalige afghanische Ortskräfte geworben. Mit der Übernahme einer freiwilligen Patenschaft können Angehörige der Bundeswehr die Afghanen bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützen.

Deutsche Soldaten mit Einheimischen und einem Sprachmittler

Mit der Übernahme einer freiwilligen Patenschaft können Angehörige der Bundeswehr die Afghanen bei der Eingewöhnung in Deutschland unterstützen. (Quelle: Bundeswehr/Wilke)Größere Abbildung anzeigen

Von der Truppenreduzierung in Afghanistan sind viele Ortskräfte betroffen, die im Land für die Bundeswehr, das Bundesinnenministerium des Innern, das Auswärtige Amt sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dessen Durchführungsorganisationen (GIZ, KfW) gearbeitet haben. Lies den Rest dieses Beitrags

Afghanistan – Im Land der Taliban [Doku deutsch 2014]

Dokumentation 2014, Wenn Sie gerne Dokumentationen Sie in den besten Platz sind, ist dies der Kanal für Sie! Abonnieren und auf dem Laufenden halten mit groß.

Der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan wird 2014 vollzogen sein. Über 3000 Soldaten verloren ihr Leben. Die ISAF hinterlässt ein Land am Rande.

DW| Die Helfer vom Hindukusch

Für die Bundeswehr in Afghanistan sind einheimische Helfer unentbehrlich. Doch von den Taliban werden sie bedroht. Deutschland hat deshalb eine ganze Reihe afghanischer Ortskräfte aufgenommen – aber längst nicht alle.

Afghanistan Übersetzer Bundeswehr

Ein Tisch, ein Bett, ein Schrank, zwei Stühle – in der kargen Ein-Zimmer-Wohnung am Stadtrand von Hamburg ist nicht viel Platz. Aliullah stört das nicht. Hier ist er in Sicherheit – und das bedeutet dem 27-jährigen Afghanen mehr als jeder Luxus. „Ich habe sehr viel Glück gehabt“, sagt Aliullah. „Ich konnte den Ort verlassen, wo es für mich keine Zukunft mehr gab.“

Noch vor einem Jahr lebte Aliullah mit seinen Eltern und Geschwistern in Kundus. Als Dolmetscher arbeitete er für die Bundeswehr. Die deutschen Soldaten beteiligten sich am Kampfeinsatz der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF), bevor das Mandat Ende 2014 auslief. Übersetzen, mit Stammesführern verhandeln, Missverständnisse aus dem Weg räumen – das gehörte zu Aliullahs Aufgaben. Ihm gefiel der Job. Aber in den Augen der Taliban sind Bundeswehrhelfer wie Aliullah Kollaborateure. „Eines Abends, als ich mit meiner Familie zusammensaß, erhielt ich einen Anruf“, erinnert sich der junge Afghane. „Eine unbekannte Nummer. Ein Mann sagte auf Paschtu: Du arbeitest als Übersetzer und Spion für die Ungläubigen, für die Ausländer, die uns bekämpfen. Das ist ein Verbrechen. Du hast jetzt die Chance, bei uns mitzumachen und gegen die Deutschen und die Regierung zu kämpfen.“

Bedrohung durch die Taliban

Taliban-Angriff auf Gericht in Kundus (Foto: Reuters)Angriffe der Taliban sind in Afghanistan immer noch an der Tagesordnung

Aliullah lehnte ab – und fürchtete um sein Leben. Seine Familie machte sich Sorgen um ihn, er selbst verließ kaum noch das Haus – und blieb unversehrt. Sein Freund und Kollege Wafa hatte weniger Glück. Der 25-Jährige arbeitete ebenfalls für die Deutschen in Afghanistan. Im November 2013 wurde Wafa erdrosselt im Kofferraum seines Autos gefunden. Aliullah macht die Taliban dafür verantwortlich. Die Bundesregierung geht dagegen von einem kriminellen Hintergrund aus. Für die afghanischen Ortskräfte ist es einerlei: Viele fühlen sich bedroht – erst recht, seit sich die deutschen Soldaten immer weiter zurückziehen. Der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich hatte deshalb im Oktober 2013 versprochen, alle gefährdeten Ortskräfte nach Deutschland zu holen.

Ein großes Versprechen – doch die Realität sieht anders aus: Mehr als tausend afghanische Ortskräfte haben einen entsprechenden Antrag gestellt, aber nicht einmal die Hälfte hat eine Aufnahmezusage für Deutschland erhalten. Die meisten Ortskräfte bekamen einen ablehnenden Bescheid – ohne Begründung. Wer nicht gefährdet sei, solle im Land bleiben, heißt es aus dem zuständigen Bundesinnenministerium. Schließlich handele es sich bei vielen ehemaligen Ortskräften um die Elite des Landes – und die solle Afghanistan nicht entzogen werden.

Verunsicherung unter den Ortskräften

Deutsche Soldaten verlassen KundusDie deutschen Soldaten haben das Feldlager in Kundus im Oktober 2013 verlassen

Zurzeit beschäftigt die Bundeswehr noch etwa 600 afghanische Ortskräfte. Nach dem Ende der ISAF beteiligt sich die Bundeswehr mit bis zu 850 Soldaten an der NATO-Nachfolgemission „Resolute Support“. Die deutschen Soldaten sollen afghanische Sicherheitskräfte ausbilden und beraten – und dafür bleiben sie weiterhin auf einheimische Dolmetscher angewiesen. Der Bundeswehr zufolge können die afghanischen Ortskräfte bei der NATO-Nachfolgemission die Ausreise beantragen, wenn sie bedroht werden. Doch viele Ortskräfte könnten die Regelung nicht nachvollziehen, kritisiert Bernd Mesovic von der Menschenrechtsorganisation ProAsyl: „Die Antragsteller sind zunehmend verunsichert, weil einige von ihnen nach unklaren Kriterien in Deutschland aufgenommen werden, aber andere nicht, obwohl sie sich in einer ähnlichen Situation befanden.“

Etwa die Hälfte der Afghanen, die bislang eine Zusage erhielten, sind mittlerweile nach Deutschland gekommen – teilweise mit ihren Familien. Aliullah musste alleine reisen. Zum ersten Mal überhaupt hat er Afghanistan verlassen – und damit auch den Kreis der Großfamilie. In Hamburg besucht er einen Sprachkurs und freut er sich über jeden neuen Kontakt, den er knüpft. Einfache Gespräche führt er längst auf Deutsch. Auch wenn ihm seine Heimat fehlt – Aliullah ist froh, dass er nicht mehr um sein Leben bangen muss.

Quelle: DEUTSCHE WELLE

NDRinfo| Bei Anruf Morddrohung – afghanische Ortskräfte

Gefährdete Afghanen in deutschen Diensten
Ein Feature von
Christoph Heinzle und Rebecca Gudisch

Ein Bundeswehrsoldat (l.) und ein Dolmetscher (r.) sprechen nahe Kundus im Distrikt von Char Darreh mit einem Mann. © dpa bildfunk Fotograf: Maurizio Gambarini

Etwa 1.200 Hilfsanträge hat die Bundesregierung bisher geprüft, 60 Prozent lehnte sie ab. Warum, sagt sie nicht.

Sie übersetzen bei Treffen mit Stammesältesten, fahren mit in Kampfeinsätze der Bundeswehr, bewachen Lager oder setzen Entwicklungshilfeprojekte um: Mehrere tausend Dolmetscher, Projektmanager und Fahrer hat die Bundesregierung seit 2002 in Afghanistan beschäftigt.

Seit Beginn des Bundeswehrabzuges werden lokale Mitarbeiter verstärkt bedroht, sogar angegriffen. Wer wegen seiner Arbeit für Deutschland gefährdet ist, kann sich auf Hilfe verlassen, versprach die Bundesregierung. Aber viele Afghanen werden trotz nachgewiesener Drohungen nicht in Deutschland aufgenommen. Selbst wer ausreisen darf, kämpft beim Neustart oftmals mit der Bürokratie.

WDR| die story – Bei Anruf Morddrohung / afghanische Ortskräfte

Sendung vom 08.12.2014

Gul, Aliullah und Qyamuddin haben mal für die Bundeswehr in Afghanistan übersetzt. Und damit ihr Leben riskiert: Für die Taliban sind sie Kollaborateure des Feindes, sie erhielten Morddrohungen. Die Bundeswehr hat ihnen eine Zusage gegeben, nach Deutschland ausreisen zu dürfen. Trotzdem dauerte es Wochen, ein Visum zu bekommen und auszureisen. Hier angekommen, sind sie nahezu auf sich gestellt. Sie sind sicher, aber allein. Währenddessen gibt es in Afghanistan noch mehrere Hundert andere, die ihr Leben in Gefahr sehen. die story fragt: Wieso bekommen diese Helfer so wenig Hilfe?

WDR die STORY| Bei Anruf Morddrohung – Afghanische Übersetzer der Bundeswehr: 8. Dezember 2014, 22.00 – 22.45 Uhr

Panoramabild die story

Morgen, 8. Dezember 2014, 22.00 – 22.45 Uhr

Gul, Aliullah und Qyamuddin haben mal für die Bundeswehr in Afghanistan übersetzt. Und damit ihr Leben riskiert: Für die Taliban sind sie Kollaborateure des Feindes, sie erhielten Morddrohungen. Die Bundeswehr hat ihnen eine Zusage gegeben, nach Deutschland ausreisen zu dürfen. Trotzdem dauerte es Wochen, ein Visum zu bekommen und auszureisen.


Aliullah Nazary
Aliullah Nazary lebt seit Februar in Hamburg. Er macht sich große Sorgen um seine Familie, die wegen seiner Arbeit für die deutschen Truppen von den Taliban bedroht wird.

Hier angekommen, sind sie nahezu auf sich gestellt. Sie sind sicher, aber allein. Währenddessen gibt es in Afghanistan noch mehrere Hundert andere, die ihr Leben in Gefahr sehen. die story fragt: Wieso bekommen diese Helfer so wenig Hilfe?

An den Tag, der für Gul Mohammad Faiz alles veränderte, erinnert er sich noch genau: „Ich war mit meiner Familie zu Besuch im Heimatdorf meiner Frau. Auf einmal klopfte es spätabends an die Haustüre. Dort standen bewaffnete Taliban und verlangten von meiner Schwiegermutter, dass sie mich herausgibt.“ Gul Mohammad Faiz hatte sich den Unmut der Taliban zugezogen – dadurch dass er 12 Jahre lang für die ISAF-Truppen in Afghanistan als Übersetzer gearbeitet hat, meistens für die Deutschen.


Qyamuddin Shukury
Qyamuddin Shukury wartet darauf, dass sein Bruder, der auch für die Bundeswehr übersetzt hat, endlich das Visum für Deutschland bekommt. Die Wartezeit ist zermürbend: Ein gemeinsamer Freund wurde im letzten Jahr ermordet – vermutlich von Taliban.

Ähnlich ergeht es vielen afghanischen Ortskräften, die für die Bundeswehr gearbeitet haben. Mit dem Abzug der NATO-Schutztruppen aus Afghanistan zum Jahresende gewinnen die Taliban in vielen Regionen wieder mehr die Oberhand. Diejenigen, die den Truppen geholfen haben, gelten als „Verräter“ und sollen sterben.


Urkunden
Für seine Arbeit mit den deutschen Truppen hat Gul Mohammad viele Urkunden bekommen. „Die helfen mir jetzt auch nicht mehr weiter“, sagt Gul resigniert.

Gul Mohammad Faiz hatte Glück: Seine Schwiegermutter log, er sei nicht da. Er stellte eine sogenannte „Gefährdungsanzeige“ bei der Bundeswehr, durfte schließlich mit seinen sechs Kindern nach Deutschland ausreisen. So hat es Bundesinnenminister Thomas de Maizière erst im Juni versprochen: „Für den Fall, dass Sie bedroht sind – latent oder offen – bieten wir Ihnen auch Schutz in Deutschland. Darauf können sich alle verlassen.“ Doch: Ist dies tatsächlich so? Einige Übersetzer berichten uns, dass sie trotz Bedrohungen keine Ausreisezusage bekommen haben. „Wir haben große Angst. Ich habe deshalb in den letzten 40 Tagen mehrmals meine Wohnung gewechselt“, erzählt uns einer.


Junge Familie mit Baby
Guls jüngster Sohn wurde in Deutschland geboren. Er hat keine Ahnung, wie es mit der Familie weitergehen soll und ob sie jemals wieder nach Afghanistan zurückkehren können.

Wer es nach Deutschland schafft, auf den warten wieder Probleme: Seit zwei Monaten lebt Gul mit seiner Frau und den sechs Kindern in einem einzigen Zimmer in Wetter an der Ruhr. Er sucht verzweifelt eine neue Wohnung – als afghanischer Familienvater mit sechs Kindern nicht gerade einfach in Deutschland. Unterstützung von der Bundeswehr? Fehlanzeige. „Ich habe ein paar Mal versucht, anzurufen und um Hilfe zu bitten. Aber die Bundeswehr interessiert sich nicht für mich. 12 Jahre lang habe ich ihnen geholfen.
Jetzt bin ich ihnen nur noch lästig.“


Autoren: Rebecca Gudisch, Gábor Halász und Christoph Heinzle
Redaktion:
Nicole Ripperda

Quelle: WDR

NDRinfo| Das Forum: Bei Anruf Morddrohung – Montag, 08. Dezember 2014, 20:30 bis 20:50 Uhr NDRinfo

Montag, 08. Dezember 2014, 20:30 bis 20:50 Uhr

Gefährdete Afghanen in deutschen Diensten
Ein Feature von
Christoph Heinzle und Rebecca Gudisch

Ein Bundeswehrsoldat (l.) und ein Dolmetscher (r.) sprechen nahe Kundus im Distrikt von Char Darreh mit einem Mann. © dpa bildfunk Fotograf: Maurizio Gambarini

Etwa 1.200 Hilfsanträge hat die Bundesregierung bisher geprüft, 60 Prozent lehnte sie ab. Warum, sagt sie nicht.

Sie übersetzen bei Treffen mit Stammesältesten, fahren mit in Kampfeinsätze der Bundeswehr, bewachen Lager oder setzen Entwicklungshilfeprojekte um: Mehrere tausend Dolmetscher, Projektmanager und Fahrer hat die Bundesregierung seit 2002 in Afghanistan beschäftigt.

Seit Beginn des Bundeswehrabzuges werden lokale Mitarbeiter verstärkt bedroht, sogar angegriffen. Wer wegen seiner Arbeit für Deutschland gefährdet ist, kann sich auf Hilfe verlassen, versprach die Bundesregierung. Aber viele Afghanen werden trotz nachgewiesener Drohungen nicht in Deutschland aufgenommen. Selbst wer ausreisen darf, kämpft beim Neustart oftmals mit der Bürokratie.